• Die Kanadagans wurde als Ziervogel aus Nordamerika eingeführt und ist ein Neozoen. Dies sind
Lebewesen, die in Deutschland eingeführt wurden aber ursprünglich nicht von hier stammen. Sie
gilt seit den 1970er Jahren in Deutschland als Brutvogel. Sie wurde vom Bundesamt für Naturschutz
als potentiell invasiv eingestuft.
• Die Gänse, die wir in Köln sehen, sind hier geschlüpft und somit „Kölsche Kanadagänse“ – sie
ziehen nicht in den Süden.
• Außer in der Brutzeit leben Kanadagänse in großen Gruppen.
• Kanadagänse leben wie Schwäne auch in langjährigen Partnerbindungen.
• Kanadagänse äsen überwiegend auf Wiesen, ernähren sich aber auch von Sumpf- und Wasserpflanzen.
• Jungtiere und Küken (bei den Gänsen auch Gössel genannt) sieht man oft in sogenannten „Kindergärten“
– alle passen gemeinsam auf.
• Die Nilgans kommt ursprünglich aus Ostafrika. Als Gefangenschaftsflüchtling hat sie sich über die
Niederlande nach Deutschland ausgebreitet. Heute ist sie in großen Teilen Deutschlands als Brutvogel
heimisch.
• Die Nilgans wurde 2017 von der EU als potentiell invasiv eingestuft.
• Sie brütet ganzjährig (oft auch im Winter), teilweise bis zu zwei Mal im Jahr. Die Nester sind z.T.
unzugänglich auch auf Bäumen, z.B. unbesetzten Greifvogelhorsten.
• Sie sind laut (aber typisch für eine Gans).
• Nilgänse sind sehr gute Eltern – verteidigen ihren Nachwuchs wie übrigens alle Wasservögel.
• Dominante Paare halten andere Nilgänse fern und verteidigen intensiv ihr Revier.
• Die Graugans ist eine heimische Gänseart. In Köln ist sie derzeit noch in geringerer Anzahl vertreten.
• Ihr Verhalten ähnelt dem der Kanadagänse. Konrad Lorenz, der auch häufig der "Vater der Graugänse" genannt wird,
hat die Lebens- und Verhaltensweisen beobachtet und beschrieben. Auch heute noch wird das Verhalten von Graugänsen
an der Konrad Lorenz Forschungsstelle erforscht.
• Graugänse leben z.T. mit Kanadagänsen in Gruppen und sind auch ab und zu mit ihnen verpartnert.
Die Gänse finden in der Stadt einen optimalen Lebensraum vor. Die Grasflächen in den Parks bieten ihnen jede Menge Nahrung. Die Hauptnahrung der Gänse ist Gras und dies finden sie auch bis auf wenige Tage im Jahr (wenn die Wiesen zugeschneit sind) reichlich vor. Eine Zufütterung ist nicht erlaubt und insbesondere bei Gänsen auch nicht notwendig. Die angrenzenden Gewässer dienen als sicherer Rückzugsbereich. Auch im Winter bleiben die Gänse hier und müssen begünstigt durch den Klimawandel nicht weiter in den Süden ziehen.
Aber auch immer mehr Menschen nutzen die Parks und die Gewässer für ihre Freizeitaktivitäten. Die Gewässer sind Partyzonen, Sportplatz, Schwimmbad, Paddel- oder Angelsee, Naherholungsgebiet und Hundefreilaufwiese. Rückzugsräume für Tiere fehlen, selbst dafür angelegte Absperrungen werden systematisch umgangen.
Da ist es kein Wunder, dass beim Thema Gänse die Meinungen kontrovers aufeinander prallen. Vorurteile und Unkenntnis, Verlust an Naturverständnis und fehlendes Problembewusstsein verschärfen den Konflikt. Die Anzahl der Menschen, die sich an den Gänsen und ihrem Kot bzw. Lärmbelästigung stören, nimmt zu.
Viele fühlen sich in ihrer Wahrnehmung durch Beiträge in den Medien bestärkt, die Behauptungen und Vorurteile als Fakten verbreiten. Wir wollen die immer wiederkehrenden Behauptungen über Gänse aufgreifen und sie einem Faktencheck unterziehen:
Was ist dran an den vielen Vorurteilen gegenüber Gänsen in der Stadt?
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Kanada- und Nilgänse einheimische Tierarten verdrängen [7]. Häufig wird auf den Rückgang der Stockenten hingewiesen. Der ist jedoch im Wesentlichen auf andere Faktoren zurückzuführen. Stockenten werden trotz des Rückgangs in der Population weiterhin von Jägern geschossen. Im Gegensatz zu Gänsen ist die Stockente auch alleinerziehend und hat es schwerer ihre Küken großzuziehen. Im Netz werden gerne Beispiele gezeigt, wo Nilgänse Entenküken töten. Dies passiert aber nur in Einzelfällen. Auch ein Schwan tötet in bestimmten Situationen ein Gänse- oder Entenküken, nur darüber regt sich niemand auf.
Wer an den Gewässern spazieren geht, sieht das die Gänse friedlich neben den anderen Wasservögeln leben. In der Brutzeit streiten die Gänse untereinander um begehrte Brutplätze. Da wird es öfters lauter. Auch menschliches Eingreifen wie z.B. Füttern verursacht oft Unruhe und Mobbing. Da in der Stadt die Reviere gut besetzt sind, kommt es zu Auseinandersetzungen mit anderen Wasservögeln, die ggf. als Verdrängung wahrgenommen wird.
Gänse futtern hauptsächlich Gras. Sie haben einen intensiven Stoffwechsel. Der Kot besteht aus natürlich abbaubarer Zellulose, riecht nicht und wird beim nächsten Regen oft weggespült. Behördliche Untersuchungen der Toxizität von Gänsekot kommen zu dem Ergebnis: »... Keine … akute Gefährdung der Gesundheit von Menschen …« - der Kot von Gänsen ist - ganz anders Hundekot - nicht gesundheitsschädlich.
Natürlich sind solche verkoteten Flächen wie auf dem Foto nicht schön und einige Menschen beschweren sich darüber. Hier ist unserer Meinung nach die Stadt gefordert, denn auch Taubenkot unter Brücken wird regelmäßig entfernt. Außerdem beschränkt sich das Problem weitgehend auf die Mauserzeit (also einige Wochen im Sommer), wenn sich große Gruppen mausernder und damit flugunfähiger Gänse an den Gewässern sammeln und die Gänse aufgrund ihrer Flugunfähigkeit sich nahe am Wasser aufhalten. Momentan befinden sich doppelt soviel Gänse wie üblich am Aachener Weiher, da der Volksgartenweiher noch saniert wird.
Menschen und Hunde werden bei Unterschreitung der Sicherheitsdistanz „angezischt“ (gewarnt) und im Ausnahmefall angeflogen. Gänse und auch andere Wasservögel verteidigen insbesondere ihren Nachwuchs konsequent, wenn Menschen oder freilaufende Hunde ihnen zu nahe kommen oder sich zu schnell nähern. Das gehört zum normalen Gänseverhalten und kann durch Abstandhalten vermieden werden. Insbesondere Kanadagänse sind ganz friedliche Wasservögel, die sich gerne in der Nähe von Menschen aufhalten. Im Sommer sieht man oft Menschen zwischen den grasenden Kanadagänsen liegen. Viele Menschen erfreuen sich an den Gänsen und genießen das friedliche Miteinander.
Gänse können auch nicht beißen, denn sie haben nur „Lamellen“ und keine richtigen Zähne wie z.B. ein Hund. Es ist mehr ein Zukneifen. Dieses Foto macht es deutlich.
Die Auswirkungen eines hohen Bestands wurde wissenschaftlich untersucht. Neben der Lichteinstrahlung sind Pflanzenreste die größten Verursacher von Algenwachstum in Gewässern. Der Kot der Gänse begünstigt zwar dieses Wachstum, hat aber einen eher geringen Anteil und bringt auch die Gewässer nicht zum Umkippen – zumal sich Gänse als Weidetiere den größten Teil des Tages auf der Wiese aufhalten.
Als einfachstes Instrument zur Entschärfung des Konflikts in der Stadt sollten die bei den Gänsen und Menschen gleichermaßen beliebten Flächen regelmäßig vom Kot gereinigt werden. Heidelberg macht es mit einer speziellen Maschine vor.
Die Stadt Frankfurt erprobt derzeit Flächen Management / Lenkungskonzepte für Gänse [3]. Ziel ist es, die Tiere von bestimmten dem Menschen vorbehaltenen Flächen fernzuhalten und sie in andere Bereiche umzulenken, wo sie ungestört grasen können. Erreicht werden soll das mit Hilfe von Barrieren wie z.B. Hecken, die die Fluchtwege der Gänse blockieren. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Ansatz funktionieren könnte.
Seit 2023 wird in bestimmten Bereichen Kölns ein Gelege-Management durch ausgewählte Experten der Stadt Köln bei brütenden Gänsen praktiziert. Dazu werden den Gelegen Eier entnommen, um die Anzahl der Küken zu begrenzen. Die Erfahrungen der Kölner Nachbarstädte, die schon viele Jahre ein Gelege-Management bei Gänsen umsetzen, zeigen, dass sich der Gänsebestand reduziert hat. Um das auch in Köln zu erreichen, muss das Gelege-Management auf andere Gewässer ausgeweitet werden. Bisher wird es nur an ein paar wenigen Gewässern durchgeführt.
Vergrämung ist keine Lösung zur Reduktion des Gänsebestands. Sie führt lediglich zur Verlagerung, die vergrämten Gänse suchen sich andere Standorte innerhalb der Stadt. Vergrämung eignet sich allenfalls für lokal begrenzte Arreale wie Schwimmbäder. Die Stadt Frankfurt a. M. hat es probiert und aufgegeben, denn Vergrämungsmaßnahmen sind sehr aufwendig. Sie müssen ständig wiederholt und an die wechselnden Situationen angepasst werden, denn die Gänse lernen schnell.
Die Stadt Köln will es dennoch versuchen und hat einen Falkner mit der Vergrämung der Gänse durch einen Habicht beauftragt. Sollte der Habicht die Tiere anfliegen und verletzen (Beizjagd), ist zu überprüfen, ob dies tierschutzrechtlich überhaupt zulässig ist. Verletzte Gänse würden dann von einem Falkner getötet oder schwer verletzt flüchten.
Die Jagd auf Gänse mit dem Ziel den Bestand an den innerstädtischen Weihern zu reduzieren ist sinnlos und keine Lösung [8], [9], [10]. Viele Gewässer mit einem hohen Bestand von Gänsen liegen im sogenannten „befriedeten“ Bereich. Im befriedeten Bereich ist eine Jagd mit Schusswaffen nicht erlaubt.
Eine Jagd in „nicht befriedeten“ Bereichen und in den Außenbezirken von Köln (wo die Jagd außerhalb der Schonzeit erlaubt ist) würde dazu führen, dass sich die Gänse weiter in die Innenstadt zurückziehen, weil sie sich dort sicher fühlen. Die Anzahl der Gänse in der Innenstadt würde zunehmen und das wäre also absolut kontraproduktiv.
Außerdem hat sich in anderen Städten, wo Jagd durchgeführt wurde gezeigt, dass freiwerdende Reviere schnell wieder besetzt werden.
Hinzu kommt, dass bei der Jagd Wasservögel oft auch nur verletzt werden und sich quälen und leiden. Ihr Körper ist voller Schrot, viele angeschossene Wasservögel landen bei Tierärzten und in Auffangstationen.
Röntgenbild von Schwan und Gans mit Schrotkugeln im Körper
Gänse sind sehr soziale und intelligente Wasservögel. Konrad Lorenz hat bereits in den 70iger Jahren auf die ausgeprägte Sozialstruktur der Gänsefamilien hingewiesen. Familienverbände werden durch die Jagd zerstört. Bei Tod eines Partners trauern die Gänse genau wie Schwäne.
Weiterhin wurde wissenschaftlich bewiesen, dass Jagd enormer Stress für die Gänse und auch die anderen Wasservögel bedeutet. Bei Stress erkranken Wasservögel schneller und brauchen mehr Nahrung. Die Nahrung werden die Gänse in den Innenstädten suchen.
Dies alles sind Gründe, die gegen eine Bejagung und unnötiges Tierleid sprechen.
Mit flächendeckendem Gelegemanagement wie in Düsseldorf oder Duisburg könnte es auch in Köln gelingen, den Bestand der Wildgänse zu stabilisieren und mittelfristig zu senken.
Weitere Maßnahmen wie das Anpflanzen von Hecken und das Entfernen von Kot während der Mauserzeit und an bestimmten Hotspots können den Konflikt zwischen Menschen und Gänsen entschärfen.
An erster Stelle aber muss eine bessere Aufklärung der Bevölkerung erfolgen, damit das Verhalten der Tiere besser verstanden wird.
Letztendlich sollten wir akzeptieren, dass die Gänse zu Köln gehören wie der Karneval und der 1. FC Köln. Die Gänse, die wir in Köln sehen, sind hier geschlüpft und fühlen sich sehr wohl.
Köln schreibt sich Werte wie "Toleranz, Akzeptanz und Offenheit" auf die Fahne. Diese Werte sollten dann auch für unsere Mitgeschöpfe wie die Gänse gelten und wir sollten lernen mit ihnen zu leben anstatt sie bekämpfen zu wollen.
Die Webseite schwaene.koeln dient der Information interessierter Mitbürger über die Situation und Ereignisse rund um die Kölner Weiher und berichtet über die dort beheimatete Flora und Fauna. Schwerpunkt unserer Beobachtungen und Berichte sind die Kölner Wasservögel.
Falls Sie verletzte Wasservögel sehen, dann finden Sie hier einige Ansprechpartner zur Tierrettung, an die Sie sich wenden können.
Wenn Sie Kontakt zu uns aufnehmen wollen, senden Sie uns eine Email an: info@schwaene.koeln